Gutes-Leben-miteinander
philosophisch-ethische Begleitung
Aktuelles:
Es gibt keinen Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg. Mahatma Gandhi
Im Advent im Cafe ErneuerBar (Nawareum):
Ethik-Cafe/Philosophischer Frühschoppen
Angeregt von den Gesprächen des Philosophen Sokrates auf dem Marktplatz im antiken Griechenland, hatte
der französische Philosoph Marc Sautet 1992 als erster die Idee, in Cafés zu philosophischen Gesprächen einzuladen.
Philosophische Themen miteinander zu besprechen sollte aus den Universitäten wieder in den Alltag der Menschen
geholt werden.
Ein sicherer Rahmen mit Gesprächsführung und genügend Zeit, um uns konzentriert und aufmerksam über Themen
auszutauschen, die uns wichtig sind. Bewusst im öffentlichen Raum eines Cafes, einer (Gast-)Wirtschaft oder an
geeigneten öffentlichen Plätzen angesiedelt. "Ethischer Frühschoppen" ist sozusagen die bayerische Form.
Das Gespräch im Philosophischen Cafe wird mit einer Frage eingeleitet, auf die sich die Teilnehmenden einigen
oder es ergeht ein Vorschlag durch den Moderator.
Beim Gespräch wird auf allgemeine Verständlichkeit geachtet. Im offenen Gespräch soll es darum gehen, wie wir leben
wollen und welche Werte uns wichtig sind, was ein glückliches, zufriedenes Leben für uns ausmacht und unserem Leben
Sinn gibt.
Gedanken zum Weiterdenken und miteinander sprechen:
"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will."
Diese Aussage von Albert Schweitzer macht deutlich, wie verbunden alles Leben ist.
Leben ist nur im Miteinander möglich. Dieses Miteinander schließt alle Lebewesen,
alles Lebendige mit ein.
Was heißt für mich "ein gutes Leben"? Was brauche ich dazu und was hindert mich daran?
Diese Fragen sollten wir uns im Alltag viel öfter stellen und miteinander darüber reden.
Anregung zum Nachdenken können uns "Lebensmodelle" aus verschiedensten Teilen der Welt
sein:
Zum Beispiel:
Ubuntu, Buen Vivir (Gutes Leben), Sorgeökonomische Modelle, Matriarchale Gemeinschaften,
Staatsziel Glück in Bhutan, philosophische Askese, um nur einige zu nennen.
Link zum Dokument Erd-Charta: Erdcharta_Webversion.pdf
Die Erd-Charta, koordiniert von M. Gorbatschow und einer Gruppe von etwa 20 Personen unterschiedlicher Herkunft
(ich hatte die Ehre, daran teilzunehmen), hat über Jahre hinweg alle sozialen Schichten befragt, um solche Prinzipien
und Werte zu identifizieren. Das Ergebnis ist ein Dokument von großer Schönheit und Tiefe, das im Internet gelesen
werden kann. Es wurde 2003 von der UNESCO angenommen und schlägt neben anderen pädagogischen Zwecken vor,
die Grundlagen für einen globalen Gesellschaftsvertrag zu schaffen. Heute wird es in vielen Ländern verbreitet und
studiert und schafft einen neuen Geist in Bezug auf die Erde und das Leben. Der Tag wird kommen, an dem es die
Grundlage für das sein könnte, was wir dringend anstreben: einen globalen Gesellschaftsvertrag, der allen ein gutes
Leben und ein Zusammenleben im gemeinsamen Haus garantiert. Leonardo Boff
Erd-Charta_Deutsch_2022_02.pdf
Beispiel Buen Vivir (Gutes Leben):
https://www.bundjugend.de/buen-vivir/
Buen Vivir - Das gute Leben
Das Konzept des Buen Vivir (das Gute Leben) beruft sich auf Wertvorstellungen und die Philosophie der indigenen Kulturen
der Andenländer. Es versteht sich als alternatives Entwicklungskonzept, welches die westlich geprägten Vorstellungen von
Fortschritt und Wohlstand sowie die vorherrschenden Entwicklungsmodelle in Frage stellt. Die indigenen Weltanschauungen
Südamerikas sind im Gegensatz zu diesen nicht linear orientiert und widersprechen somit der Ausrichtung der menschlichen
Entwicklung auf andauerndes Wachstum. Die Ansammlung materieller Güter ist nicht der entscheidende Faktor für das
Buen Vivir. Zentrale Werte sind stattdessen Wissen, soziale und kulturelle Anerkennung, Ethik und Spiritualität. Das Ziel ist
nicht „mehr haben“, sondern ein Gleichgewichtszustand im Guten Leben.
Die grundsätzlichen Werte des Buen Vivir sind Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit. Es strebt nach einer Gesellschaft ohne
Elend auf der einen und ohne Überfluss auf der anderen Seite. Zur Erreichung dieses sozialen Gleichgewichts bedarf es
einer Umverteilung: Alle sollten mit dem mindestens Notwendigen versorgt sein und ein Leben in Würde führen können.
Die Befriedigung der Grundbedürfnisse Aller steht im Vordergrund. Es geht also weniger um die individuelle Lebensqualität
Einzelner, sondern vielmehr um den sozialen Zusammenhang in der Gemeinschaft.
Die Rechte der Natur
Die linksorientierten Regierungen von Ecuador und Bolivien haben den Begriff des Buen Vivir in ihren Verfassungen
verankert. In Ecuador ist es sogar als zentrales Verfassungsziel aufgeführt. Es beinhaltet z.B. das Recht auf Ernährung,
Gesundheit, Erziehung und Wasser. Darüber hinaus definieren sie die Natur als ein Subjekt, welches Rechte hat. Als
konkrete Politikmaßnahme in diesem Zusammenhang ist die Yasuní-Initiative der ecuadorianischen Regierung zu sehen:
Ecuadors ehemaliger Minister für Energie und Bergbau, Alberto Acosta, hat 2007 der internationalen Gemeinschaft
angeboten, die Ölfelder in einem Regenwaldgebiet unberührt zu lassen, wenn Ecuador dafür Ausgleichszahlungen erhält.
Leider ist bis heute kein Land bereit, entscheidende Summen als Ausgleich zu zahlen.
Die Ideen des Buen Vivir wurden auch von vielen westlichen Initiativen aufgegriffen, die sich kritisch mit der überkommenen
Wachstumsdoktrin auseinandersetzen und nach Alternativen suchen. Durch die Diskussionen über das Buen Vivir in
unterschiedlichsten Kontexten sind die Auffassungen davon und die daraus entstandenen Konzepte sehr vielfältig.
Quellen:
Fatheuer, Thomas: „Buen Vivir – Eine kurze Einführung in Lateinamerikas neue Konzepte zum guten Leben und zu den
Rechten der Natur“, Heinrich Böll Stiftung – Schriften zur Ökologie Band 17, 2011.
Acosta, Alberto, übersetzt von Birgit Hollenbach: „Buen Vivir auf dem Weg in die Post-Entwicklung – Ein globales Konzept?“,
in: Rätz, W., von Egan-Krieger, T. u.a. (Hrsg.): Ausgewachsen! – Ökologische Gerechtigkeit. Soziale Rechte. Gutes Leben.“
VSA-Verlag, Hamburg, 2011.